• KOLUMNE | das SOLL so aussehen – die neue Lust am Selbermachen

    Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass es noch nie so „in“ war, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen. Selbermachen ist Trend, spätestens seit es DIY heißt und ganz viel mit Nachhaltigkeit zu tun hat. In unserer globalisierten Welt scheint es einfach nicht mehr zeitgemäß, einen Pullover made in Bangladesch zu tragen, der selbstgestrickte Norwegerpulli macht doch viel mehr her. Individualität steht gegen die Massenware. In den 90ern noch als völlig ökö abgetan, ist das Werkeln heute Trend. Hätte mir vor 10 Jahren eine Freundin erzählt, dass sie in Ihrer Freizeit strickt, hätte ich wohl nur milde gelächelt und spontan Mitgefühl entwickelt. Erzähle ich heute, dass ich gerne und viel stricke, ernte ich vielleicht mal einen erstaunten Blick, meist jedoch schaue ich in begeisterte Gesichter.

    Spaß macht es dann auch gleich noch, wenn man etwas ganz Besonderes mit den eigenen Händen erschaffen kann. Die Wolle durch die Finger gleiten zu spüren oder über ein soeben glatt geschliffenes Stück Holz zu streichen ist ein sinnliches Erlebnis. Ja wirklich! Und es tut einfach gut in unserer schnelllebigen Welt wieder etwas Wertvolles zu besitzen. Etwas, dass Zeit gekostet hat, Können und Herzblut, um zu entstehen. Wichtig dabei: zu perfekt darf es auf gar keinen Fall sein. Soll ja nicht aussehen wie aus der Fabrik, kaufen kann ja jeder. Ein unregelmäßiges Maschenbild, ein bisschen schiefe oder ungleichmäßige Nähte oder der eine oder andere sonstige Makel sind nicht ganz unwichtige Merkmale für das authentische Werkstück. Nun, ich bin ja manchmal eine schlimme Perfektionistin und darauf erpicht, alles möglichst adrett umzusetzen. Gelingt aber meistens nicht. Und warum auch? Warum darf man denn nicht sehen, dass es sich um echte Handarbeit handelt? Das ist heute also ein Plädoyer für das Unperfekte.

    Ich muss manchmal wirklich grinsen, wenn ich von Euch Kommentare bekomme, dass alles so perfekt aussieht auf den Bildern. Nun ja, ich drehe natürlich die schönere Seite nach vorne, bevor ich Bilder mache. Ich zupfe hier und da immer noch ein wenig herum, damit es besonders gut aussieht. Vielleicht sollte ich das dann zukünftig sein lassen und auch mal die mehr schlecht als Recht versäuberten Kanten direkt in die Linse drehen… Auch wenn es mir noch so sehr widerstrebt.

    Und, wie haltet Ihr es mit der Perfektion?

     

  • Kolumne | Schneewittchen oder wie ich unfreiwillig zu einem Apfelkuchen kam

    Es war einmal, an einem beschaulichen Samstagvormittag vor nicht allzu langer Zeit, ein nicht mehr gar so junges Fräulein, dass jäh aus ihren Putzaktivitäten gerissen wurde. Es klingelte zaghaft an der Tür, davor ein Mütterchen in Schürze und Gummistiefeln. Mit einem strahlenden Lächeln zog es einen Apfel aus der Bauchtasche und zückte schnell ein Messerchen. Und ehe sich das Fräulein versah, hatte es auch schon einen Apfelschnitz im Mund und mampfte begeistert vor sich hin. Ich war auch Minuten später noch quietschfidel, als ich einen Vortrag über ungespritze und -gewachste, absolut unbedenkliche Bioäpfel über mich hatte ergehen lassen und war spätestens bei der Erwähnung von Holzkörbchen zur Vorratshaltung absolut in Ihrem Bann. Auch die Vorspiegelung der Tatsache, dass die Äpfelchen mindestens drei Monate im Keller haltbar sind und man nicht mehr alles aus dem Supermarkt (teuflische Qualität übrigens) nach Hause schleppen muss, taten ihr übriges. Eine Mindestmenge von 20 hatte ich kurz im Kopf überschlagen und war zu dem Schluss gekommen, dass ich das in drei Monaten schaffen könnte. Als das Mütterchen mich erst nach Bekundung der Kaufabsicht darüber informierte, dass es sich um 20 kg Äpfel handeln sollte, wurde mir dann doch ein wenig mulmig.

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    Aber sie war überzeugend, freundlich und hatte mich eh schon in der Tasche. Ich verhandelte mit Ihr eine Teilmenge an Äpfeln und Apfelsinen und war stolz wie noch was, dass ich nun eine Hausfrau mit Weitblick und Vorräten war. Und nahm mir ganz fest vor, jeden Tag einen Apfel zu essen und dann auch bald mal einen fantastischen Apfelkuchen zu backen. Und was wäre da praktischer, als sonntags spontan auf die Idee zu kommen, die Vorräte im Keller hervorzuholen und einen wunderbar duftenden Kuchen zu fabrizieren?

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    Und ja, er duftet so fantastisch, dass ich fast befürchte, dass gleich die sieben Zwerge schnuppernd ihre Mützen durch die Tür stecken und etwas davon ab haben wollen. Dem lässt sich nur durch konsequente Vernichtung des Corpus Delicti beikommen und so verdrücken wir natürlich gleich eine große Portion.

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    Wenn die nächste Apfelvertreterin vor der Haustüre steht, bin ich allerdings konsequenter und lasse mich nicht von Probierstückchen und netten Worten einlullen. Oder ich mache besser gar nicht erst die Türe auf, denn sie war gut, wirklich gut. Ein echtes Verkaufsgenie, dass mir an der Nasenspitze angesehen hat, dass ich insgeheim davon träume, eine Vorzeigehausfrau mit Blick auf Nachhaltigkeit, biologischem Anbau und regionaler Herkunft der Produkte zu sein. Aber jetzt mal ehrlich: welcher Haushalt braucht bitte 20kg Äpfel auf Vorrat im Haus? Unnötig zu erwähnen, dass der Hausherr die zwei Kisten mit Obst kopfschüttelnd in den Keller getragen hat und nicht müde wurde in den letzten Wochen, mich immer wieder an meine Äpfel zu erinnern.

    Mampfende Grüße

    Eure Tanja

  • Kolumne | mit dem Fahrrad zur Arbeit oder auch nicht

    Gute Vorsätze sind ja nun dazu da, dass man sie beizeiten auch bricht. Diesmal habe ich exakt einen Tag dazu gebraucht. Morgens mit dem Rad zur Arbeit zu fahren erschien mir eine wunderbare Idee. Schont die Umwelt, stärkt die Waden und lässt einen ein so herrlich gutes Gewissen haben. Ein wenig Sport am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen – dachte ich zumindest. Die Sonne schien, ich war fröhlich gestimmt und habe spontan den Plan gefasst, mal etwas für meine Kondition zu tun. Also rauf auf den Drahtesel und mächtig in die Pedale getreten. Nach etwa zwei Kilometern hatte ich dann leider auch schon die Schnauze voll. Es ging furchtbar langweilig immer nur geradeaus, es war inzwischen recht warm geworden unter der dicken Jacke. Die hatte ich vorsichtshalber noch schnell übergeworfen. Nicht, dass mich der Fahrtwind noch frösteln lässt…

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    Von Fahrtwind war dann bei abnehmender Geschwindigkeit nicht mehr viel zu spüren. Wie eine fußlahme Ente kam ich nur sehr langsam voran. Der Puls war bereits ganz weit oben, ich begann meine tolle Idee zu verfluchen. Ein paar Kilometer später war ich dann aber auch schon im Büro. Durchgeschwitzt zwar, aber durchaus zufrieden mit mir.

    Am Abend stehe ich dann vor meinem Rad, es ist alles pitschnass geregnet, ich brauche erstmal einen Lappen. Ein Kollege kommt an mir vorbei und blickt mich mitleidig an. In diesem Moment öffnet der Himmel wieder seine Schleusen. Das Rad bleibt genau dort, wo es ist, der Kollege packt mich in sein Auto und bringt mich schnell heim. Jetzt muss ich mir nur noch überlegen, wie und wann ich das Radl wieder nach Hause bekomme…

    Resignierte Grüße, Eure Tanja

  • Kolumne | Wo gehobelt wird, da fallen Späne!

    Ich bin ja berühmt für meine Weisheiten und schlauen Sprüche, die ich bei jeder passenden Gelegenheit vom Stapel lasse. Das mache ich nicht im Absicht, habe ich auch nicht vorher geprobt. Die Menschen in meiner Umgebung liefern mir einfach immer wieder Steilvorlagen um Sätze wie „Die Zeit heilt alle Wunden!“ oder „Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden!“ von mir zu geben. Meist müssen sie dann angesichts dieser doch sehr altbackenen Ausdrucksweisen lachen, oder zumindest ein bisschen lächeln. Das hängt von der Situation ab. Oft ernte ich dann selbstverständlich ein „Ach, Du immer mit Deinen Weisheiten…“. Aber es gibt eben Situationen, da ist man mit solcherlei Kommunikationsmitteln auf der sicheren Seite. Einer der Sätze, die ich gerne benutze, ist auch „Wo gehobelt wird, da fallen Späne!“. Jetzt fragt Ihr Euch, welcher Lebensumstand denn dafür nun passend sein mag? Wenn einem nach dem fünften Nachschenken ein Sektglas runterfällt und klirrend am Boden zerbricht etwa.

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    Oder auch, wenn man beim großflächigen Unkrautjäten aus Versehen auch die mühsam gezogenen Blümchen mit herausreißt. Ein guter Anlass, diese Weisheit zum Besten zu geben ist ganz sicher auch die rote Socke, die mit in die Kochwäsche gewandert ist. Das Gejaule angesichts der hübsch blassrosa eingefärbten Bettlaken habe ich durch prompte Vernichtung aller roten Socken aus unserem Haushalt abgestellt. Und mir eine nicht unwesentliche Menge Entfärber zugelegt. Neben meiner Vorliebe für altbackene Weisheiten bin ich nämlich tatsächlich auch ein ausgemachter Fachmann für kleinere und größere Missgeschicke dieser Art. Im Eifer des Gefechtes kann bei mir schnell und gerne mal was schief gehen. Möglich, dass ich ab und zu und eventuell auch ein wenig zu hektisch bin. Im genauen Wortsinne betrachtet, bin ich allerdings auch die Erste, die bei anfallenden Holzstaub und Spänen als Ergebnis hier nicht näher definierter Hobelarbeiten umgehend mit dem Staubsauger zur Stelle ist um alles ratzekahl aufzusaugen.

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    Auch dann, wenn noch der ein oder andere kleine Bohraufsatz in der Nähe war, nun aber in den ewigen Jagdgründen des Staubsaugerbeutels eine wunderbare Nadel im Heuhaufen abgibt. Und auch als in einem speziellen Fall der Staubsaugerschlauch eventuell dann so doof im Weg lag, dass der Hobelbeauftragte der Länge nach auf die Nase geflogen ist. Da kam mein Spruch zugegebenermaßen nicht ganz so klasse an. Ich gelobe hiermit Besserung und werde zukünftig in solchen Situationen einfach mal den Mund halten. Also gesetzt den unwahrscheinlichen Fall, der Staubsaugerschlauch wickelt sich nochmal unvorteilhaft um den Unterschenkel des Hausherrn. Jetzt könnte man wie folgt kommentieren: „Man hat schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen…“

    Ungeschickte Grüße, Eure Tanja

  • Kolumne | Sonntags auf dem Trödelmarkt

    Jetzt im Frühjahr finden sie wieder überall statt, die Floh- und Trödelmärkte. In Hallen, auf Supermarktparkplätzen oder mitten in der Innenstadt. Eines haben sie alle Gemeinsam: man findet jede Menge Schrott, jede Menge Menschen und ein paar kleine Schätze. Zwischen den vielen Tonnen an 80er Jahre Klamotten und unnötigem Ramsch, den Billigelektrogeräten, bei denen man nicht ganz sicher ist, ob sie noch funktionieren, den unfassbaren Massen an Büchern, die keiner mehr lesen mag, verstecken sich ein paar Kleinigkeiten, die es zu finden gilt. Wenn man besonders früh da ist, kann man die schönsten Teile finden. Leider klappt das bei uns Sonntags meist nicht so erstklassig. Nach dem Frühstück überlegen wir erst mal in Ruhe, zu welchem Markt wir nun fahren. Und schon ist es deutlich nach 10 Uhr bis wir überhaupt dort angekommen sind. Wir schieben uns dann freiwillig durch eine Horde von Schnäppchenjägern. Dabei gehen wir natürlich ganz gezielt vor und scannen jede Auslage systematisch.

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    Erstaunlicherweise findet man an fast jedem Stand Schuhe. Getragene, alte, abgelatschte, abgewetzte und manchmal sogar einzelne Schuhe. Und jedes Mal wieder frage ich mich, wer auf einem Trödelmarkt 20 Jahre alte Schuhe kauft, in denen schon unidentifizierte fremde Schweißfüsse gesteckt haben. Aber hier gibt es offenbar für alles einen Markt. Verstaubte Kunstblumengestecke und Salzteigkunstwerke stehen neben diesen hübschen grünen Telefonen mit Wählscheibe, die heute kein Mensch mehr benutzt. Oder doch? Barbies mit schlecht sitzenden Kurzhaarfrisuren stapeln sich in Bananenkisten, daneben finden sich Mixkassetten mit zweifelhaftem Inhalt und fragwürdiger Tonqualität. Aber dann plötzlich, wie aus dem Nichts, taucht dann das eine Stück auf, dass man gerne besitzen möchte. Dieses hübsche Ensemble handgeschnitzter Schalen hat mich ganze 3 Euro gekostet. Ich war so baff, dass ich nicht mal verhandelt habe. Offenbar war dem Käufer entgangen, dass ich plötzlich ganz aufgeregt war. Er war sichtlich froh, sie loszuwerden.

    holzschale

    Und so werden dann an Trödelmarkttagen wie diesen viele Menschen glücklich. Der Verkäufer, weil er sein Gerümpel endlich los geworden ist und auch noch Geld dafür bekommen hat, der Käufer, weil er schöne neue Stücke günstig erworben und vor der Mülldeponie gerettet hat. So von wegen Nachhaltigkeit und so. Ich für meinen Teil habe voller Besitzerstolz meine Errungenschaft heim getragen und liebevoll gereinigt und verdekoriert. Und freue mich wie ein Keks, so ein tolles Schnäppchen gemacht zu haben.

    Und was macht Ihr heute noch so? Viele liebe Grüße, Eure Tanja

  • Kolumne | Warum gibt es eigentlich so wenig Foodposts hier?

    Ich koche ja wahnsinnig gerne. Und auch oft. Und auch ganz gut, zumindest wenn man den allseitig willigen Opfern meiner Kochkunst glauben darf. Als ich den Blog gestartet habe, war ich auch der festen Überzeugung, es wäre eine unglaublich gute Idee, nicht nur meine selbstgemachten Bastelleien, sondern auch gleich das eine oder andere besonders gute Rezept hier zu veröffentlichen. Irgendwie ist das aber nach kürzester Zeit eingeschlafen. Warum eigentlich? Nachdem ich heute den festen Vorsatz gefasst habe, an die alte Idee anzuknüpfen und endlich mal wieder einen Foodpost zu veröffentlichen, kann ich Euch ganz genau sagen, warum das bisher nicht geklappt hat!

    lauch

    Es beginnt ganz harmlos. Ich mache mich auf den Weg um die Kamera zu holen, positioniere sie dann strategisch günstig in der Küche und stelle schon mal alle Zutaten bereit. Scheidebrett und Messer, Backblech und Schüsselchen werden aus diversen Schränken zusammengeklaubt und auf dem Küchentresen drapiert. Der Backofen schon mal vorgeheizt. Das dauert ja immer ewig… Es soll heute Flammkuchen geben, das ist schnell gemacht und nach den Feiertagen ist etwas Leichtes ja auch mal eine gute Idee. Der Lauch wird fröhlich summend gewaschen und in hauchdünne Scheiben geschnitten. Nicht, ohne danach die Scheiben in aller Ruhe fotografisch festzuhalten.

    flammkuchen

    Zu diesem Zeitpunkt bin ich schon mehrfach über das Stativ gestolpert und konnte gerade noch verhindern, dass das Objektiv kopfüber im Lauch landet. Jetzt ist der Speck dran. Feine Streifen schneiden – kein Problem! Der Backofen meldet sich, dass das Schnellvorheizen nun abgeschlossen ist. Na bravo. Aber kein Problem! 200g Schmand aus dem Kühlschrank fischen und mit Salz und Pfeffer verrühren. Dann möglichst nah am Rand des Fertigflammkuchenteigs verteilen. Ich habe kurz Zeit darüber nachdenken, ob ich beim nächsten Mal den Teig besser selber machen sollte, wenn ich schon einen Beitrag darüber schreibe?!? Dann streue ich auch schon Lauch und Speck über den Schmand. Mache ich dann eben einfach beim nächsten Mal!

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    Ein bisschen Gruyere wird noch darüber gerieben und schon ist das Blech bereit für den Ofen. Während ich noch darüber nachdenke, dass es ein hübsches Bild ergäbe, wenn ich den rieselnden Käse fotografisch einfangen könnte, piepst der Ofen nun zum zweiten Mal. Ach was soll’s! Der Flammkuchen wandert für 12 Minuten in den Ofen. Jetzt habe ich ausreichend Zeit, das Set auf dem Tisch aufzubauen und das schlimmste Chaos zu beseitigen. Ich habe gerade die Kamera aus der Küche bugsiert, auf die richtige Tischhöhe eingestellt und das eine oder andere Accessoire bereit gelegt, da duftet es schon so verführerisch aus dem Ofen, dass der Hausherr neugierig angeschlurft kommt. Der Ofen zeigt noch 6 Minuten Restdauer an, der Hausherr besorgt schon mal Getränke. Frau Foodbloggerin kümmert sich derweil darum, dass die Petersilie, die bisher nur als hübscher Bildhintergrund missbraucht wurde, auch noch gehackt wird.

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    Und dann ist es auch schon soweit, der Flammkuchen ist fertig, der Mann steht mit zwei Gläsern in der Hand bereit und schaut erwartungsvoll. Flammkuchen auf dem Brett drapieren und auf den Tisch stellen. Zurechtrücken. Serviette und Besteck dazu legen. Kamera in Position bringen. Nein, das ist nicht gut, der Hintergrund sieht blöd aus. Bierflaschen dazu stellen und neu arrangieren. Fünf Bilder später feststellen, dass das so nicht geht und kein schönes Bild dabei herauskommt. Neu dekorieren. Derweil steht der hungrige Herr hinter mir und wartet darauf, dass es endlich losgeht. Nach 48 Bildern in völliger Hektik die Kamera zur Seite räumen, ein bisschen entschuldigend gucken, Teller auf den Tisch knallen und es kann endlich los gehen. Das ganze Haus duftet herrlich nach Speck, der Flammkuchen ist inzwischen eiskalt. Dafür habe ich ihn aber für die Ewigkeit festgehalten. Hurra!

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    An all die Foodbloggerinnen da draußen: wie bitteschön macht Ihr das? Kocht Ihr das Essen zweimal? Seid Ihr einfach besser organisiert? Oder habt Ihr unfassbar geduldige Familien, die Ihr Essen gerne kalt verspeisen?

    Verständnislose Grüße, Eure Tanja

  • Kolumne | die Sache mit der Ordnung

    Ich bin ein ordentlicher Mensch, ja doch. Also wenn man nicht in die Schubladen, Kisten und in das Kellerverließ schaut, den wir das Lager nennen. Dort herrscht das ungezähmte Chaos. Ich habe es versucht, ja wirklich. Tagelang aufgeräumt und sortiert, ausgemistet und optimiert. Stundenlang Beschriftungen an Schubladen gebastelt, damit ich auch wiederfinde, was ich dort verstaue. Transparente Lagerkisten angeschafft und sorgsam alle Schätze darin verstaut. Es klappt nicht. Nach ein paar Wochen herrscht wieder Unordnung. Und das ist noch freundlich ausgedrückt. Dinge, die dumm im Weg herumstehen, werden von mir leidenschaftlich und regelmäßig aus meinem Sichtfeld entfernt. Damit es hübsch aussieht hier in unserem Refugium und die adrette Optik durch nichts gestört wird. Schublade auf, Krempel rein.

    schubladenelement

    Das hat nur leider auch den unschönen Nebeneffekt, dass ich morgens ständig suchen muss. Abends irgendwo verräumt, weigert sich dann die Sonnenbrille, der Autoschlüssel oder mein Geldbeutel mir zu verraten, wo sie stecken. Und angesichts meines extrem schlechten Gedächtnisses will mir dann auch partout nicht einfallen, welchen Ort ich diesmal zur Zwischenaufbewahrung auserkoren hatte. Erster Anlaufpunkt: die Handtasche. Verzweifeltes Scharren und Schaufeln in den Untiefen diverser Lederbeutel hat mich schon mehr Zeit im Leben gekostet als Kartoffeln schälen. Oftmals Fehlanzeige. Wenn ich dann nervös werde und wie eine aufgescheuchte Henne durch die Wohnung irre, den Blick immer wieder hektisch in diverse Ecken lenke und zwischendurch verzweifelt den Kopf schüttle, ernte ich meist nur ein „Was ist es diesmal?“ vom dazugehörigen Gockel. Der sitzt derweil gemütlich am Frühstückstisch. Und hat auch meist den ein oder anderen sehr nützlichen Vorschlag. Mit der Zeit haben sich einige sehr beliebte Fundstellen herauskristallisiert, die ich in meinem Aufräumwahn immer wieder zu präferieren scheine. Die werden dann auch konsequent abgearbeitet im Rahmen des Suchprogramms. Meist erfolglos. Das Schälchen im Flur, die Kramschublade in der Küche oder auch diverse Schränkchen werden durchwühlt und der Inhalt systematisch hin und hergeschoben. Ob danach dann die Schublade wieder aufgeräumt werden muss? Na sicher!

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    Und ob es tatsächlich eine so gute Idee war, große Schubladenelemente im Flur anzuschaffen, in die nun alles fliegt, was gerade im Weg rumliegt oder steht? Da schaue ich nicht weiter rein, bin auch schon länger nicht mehr bis zum Boden der Lade vorgedrungen. In ein paar Jahren werde ich dort vielleicht all das wiederfinden, was ich vorher stundenlang gesucht habe? Meistens finde ich das Gesuchte dann schlussendlich doch in der Handtasche. In dem einen Reißverschlussfach, in dass ich auch beim dritten Anlauf nicht hineingeschaut habe. Warum nicht? Weil ich mir GANZ SICHER war, dass ich es unmöglich dort hinein geschoben haben kann.

    So, jetzt muss ich los! Aber wo bitte ist denn jetzt die Einkaufstasche?

    Suchende Grüße, Eure Tanja

  • Kolumne | von Blumen und Blüten und warum es keine zum Valentinstag geben wird

    Jeden Freitag, wenn ich nach Feierabend ins Wochenende düse, ist mir danach, mich für die mehr oder weniger anstrengende Woche zu belohnen. Blöd ist, dass mich mein Weg genau an einem Gartencenter mit großer Frischblumenabteilung vorbei führt. Nicht selten bringt mich dann so eine unsichtbare Macht dazu, dort anzuhalten und mich von der Fülle der dargebotenen Blütenschönheiten hinreißen zu lassen. Leider ist dann oft kein Halten mehr. „Davon dann drei Stück, nein doch lieber fünf!! Ach ja, und noch ein Bund Tulpen, die gehen immer!“ Nun habe ich mich von der reizenden Blumenverkäuferin dazu verleiten lassen, Nelken zu kaufen. Finde ich eigentlich ganz schön retro. Ein Kopfschütteln der Dame und der leicht mitleidige Blick der Kundin nach mir in der Schlange später bin ich darüber aufgeklärt, dass es nicht ohne Grund „Friedhofsblumen“ sind. Habe ich mich denn noch nie gefragt, wieso das so ist? Na, weil sie so lange halten! Nach zwei Wochen muss ich der Frau Recht geben. Sie stehen immer noch da wie eine Eins, während Rosen und das übrige Blumenzeugs längst den Weg in die Biotonne gefunden haben. Dass man das Wasser alle zwei Tage wechseln muss, weil es sonst schier bestialisch stinkt, hat sie vergessen zu erwähnen…

    tulpen

    Die Begeisterung des Hausherrn angesichts meiner Ausflüge in die Welt der Flora hält sich derweil in Grenzen. Der mag lieber Topfpflanzen, weil die ja noch nicht „tot“ sind. Den sanften Hinweis darauf, dass man seinem Frauchen ja aus lauter Nettigkeit mal einen Blumenstrauss mitbringen könnte – wenigstens zum Geburtstag – wurde mit der ebenso logischen wie makabren Erklärung abgeschmettert, dass er mir dann ja auch ein süßes, kleines Häschen kaufen, ihm den Hals durchschneiden und auf den Tisch setzen könnte. Darauf wusste ich dann tatsächlich auch keine Erwiderung mehr. Nachdem „tote“ Blumen also nicht durch Manneshand den Weg ins Haus finden (Topfpflanzen übrigens auch eher selten), muss ich also selber für frisches Grünzeug sorgen. Bis heute bin ich allerdings ständig gefasst darauf, dass er Freitags Nachmittags nach meiner Rückkehr verächtlich „Mörderin“ schnauft, während ich die Blütenpracht adrett in einer Vase arrangiere.

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    Leider muss ich ihm Recht geben, dass der Genuss von frischem Blumenschnittwerk eher von kurzer Dauer ist. Nach ein paar Tagen wollen sie dann einfach nicht mehr so wie ich und lassen traurig die Köpfe hängen. Da hilft auch kein gutes Zureden. Muss mich dann das schlechte Gewissen plagen? Gerade jetzt im Winter, wo klar ist, dass es sich nicht um glückliche Freilandtulpen handelt? Und sind Kunstblumen eine Alternative? Wer weiß, wie viele Polyester dafür sterben mussten?!

    Barbarische Grüße, Eure Tanja

    P.S.: Einen Gewinner habe ich ja auch noch zu verkünden, das hätte ich ja fast vergessen! Den wunderschönen Print von Maren Kruth hat gewonnen: Mel! Bitte sende mir doch schnell Deine Adresse, damit sich Dein Gewinn auf den Weg zu Dir machen kann!

  • Grüße von der Baustelle

    Nun habe ich schon lange nichts von mir hören lassen und mich plagt das schlechte Gewissen! Unser Neubau läuft aktuell auf Hochtouren und jedes Wochenende und jede freie Minute verbringen wir gerade auf der Baustelle. Und wie es sich für eine Do-it-Yourself Bloggerin gehört, werden auch im neuen Refugium viele Dinge selber gemacht. Die letzten Tage habe ich damit verbracht, die Sockelleisten im Keller selber anzubringen, es wurden Lampen aufgehängt und schon mal ein paar Kisten rüber geschafft. Kleinere Maler- und Ausbesserungsarbeiten standen an und Steckdosen mussten angeschlossen werden. So langsam aber sicher wird es und Ende August ist der Umzug geplant. Bis dahin wird es hier leider noch ein wenig stiller bleiben, ich hoffe sehr, dass Ihr mir das nach seht.

    Tanja_baustelle

    Im September werde ich dann aber mit so vielen Projekten und Bildern aus dem neuen Heim auf Euch einstürmen, dass Ihr mit den Ohren schlackert – versprochen! Wünsche Euch eine tolle Woche und bis ganz bald!